Sonntag, 18. November 2007

so close! Scotland 1, Italy 2

Ich weiß noch als wäre es gestern, wie nach dem WM-Spiel gegen Argentinien mein völlig entkräfteter Kumpel, mit dem ich beim Public Viewing war, meinte, er sei SO FROH wenn die Weltmeisterschaft ENDLICH vorbei ist, damit alle dämlichen Mädels mit ihren unqualifizierten Kommentaren und ihrem gänzlich unangebrachten, unkontrollierten Gequieke wieder zu Hause bleiben, Telefonieren oder Shoppen gehen, während sich die Männer den wichtigen Dingen des Lebens widmen. Okay, ich weiß, WM war Ausnahmezustand und bei besagtem Kumpel lagen – wie beim Rest der Deutschen Bevölkerung – die Nerven blank. Schuldbewusst und ein wenig traumatisiert, wie ich seither bin, versuche ich also wenigstens meine Klappe zu halten, wenn ich schon die Dreistigkeit besitze und das von Urzeiten her den Männern vorbestimmte Revier des Pubs betrete, um ein Fußballspiel zu schauen. Deshalb gibt es an dieser Stelle keine Analyse des gestrigen Spiels, sondern eine völlig wertungsfreie, nüchterne Aufzählung einiger Überlegungen und Beobachtungen:

  • Der gestrige Tag war ziemlich hart für die Schotten, war doch das Spiel erst um 5pm. Damit niemand erfriert in seinem Kilt bei dem nicht unerheblichen Wind, musste man sich nämlich von den frühen Morgenstunden an mit Bier, Whisky, Cider, Singen, und um den Körper geschlungenen Flaggen wärmen
  • Manchen Schotten scheint es zu gehen wie meinem oben genannten Kumpel. In gewisse Pubs kann man als Frau gar nicht rein zum Fußball schauen
  • Der Schotte singt laut und viel, und zwar neben den üblichen Fangesängen auch sehr gerne „500 Miles“ von den Proclaimers. Und weil man schon dabei ist, kann man ja auch direkt noch mehrere Heimatlieder (die von Clangemetzeln untereinander oder Gemetzel mit den Engländern handeln) zum Besten geben
  • Es ist vielleicht angebracht, beim nächsten Spiel mit Helm in den Pub zu gehen, weil emotionsübersprudelnde Menschen durchaus mal vergessen, dass sie ein Glasgefäß in den Händen halten, wenn sie die Arme jubelnd in die Höhe reißen. Aus der gleichen Überlegung heraus bietet sich auch ein Regenmantel an;)
  • Gestern war ich zum ersten mal richtig froh, dass ich nicht alles verstehe, was die Menschen um mich rum in aufgewühltem Gemütszustand von sich geben.
  • Man könnte den Eindruck gewinnen, selbst der Wettergott wollte der Tartan Army helfen: Es hat etwa zwei Stunden vor Spielbeginn angefangen zu regnen und ziemlich genau zehn Minuten nach Abpfiff wieder aufgehört. Ich vermute, die Idee dahinter war, die Italiener aufzuweichen und ihnen die Augen mit ihrem zerlaufenden Haarwachs zu verkleben. Hat nicht geklappt. Dafür hat der Rest der Welt jetzt den Eindruck, es würde immer regnen in Schottland…
  • Falls es eine Fußball-Doping-Komission gibt sollte die mal dringend untersuchen, welche Drogen dazu führen, dass die Italiener immer in den letzten Minuten so einen ******dusel haben…
  • Die Schotten brauchen nicht erst eine WM im eigenen Land um zu erkennen, dass man durchaus auch eine Niederlage feiern kann

Nachwort: Falls ich irgendeinem Herren der Schöpfung zu nahe getreten sein sollte, bitte ich aufrichtig um Verzeihung und gelobe Besserung=) Ich hab es fast geschafft, während des Spiels stumm zu bleiben, und sämtliche lautliche Bekundungen meines Excitements hab ich auf deutsch von mir gegeben, und das zählt nicht, okay?

Freitag, 16. November 2007

...und noch mehr schotten-rock

Glasgow goes international, und was dabei raus kommt, ist absolut genialer Sound. Es tut mir Leid, dass euch dieses musikalische Vergnügen entgangen ist, aber ich denk, das Bild spricht für sich!

Freitag, 9. November 2007

home sweet home - some peculiarities

Das heutige Tagesresumée einer Person, die lieber anonym bleiben möchte, war: „Wir sind dem Tod gerade noch von der Schärpe gesprungen“. Auch wenn es eher die Schippe war, so sind wir doch froh, dass Johnny heute ne neue Duschvorrichtung installiert hat. Aber von vorn. Unsere Wohnung hat so ein paar Eigenheiten, zum Beispiel sollte man in der Küche aufpassen, dass man nicht statt des Lichtschalters die Stromzufuhr des Kühlschranks ausknipst; im Flur führt ein knarrender Balken zu Nervenzusammenbrüchen bei Annabanana (die wohnt unter uns); und in Ca’s Zimmer hat es auch nur lächerliche acht Wochen gedauert bis wir rausgefunden haben, wie man das Fenster so schließt, dass es nicht bei mittlerer Windgeschwindigkeit von selbst aufgeht.


In letzter Zeit war es hauptsächlich die Dusche, die uns einige Nerven gekostet hat. Der klassische Wasserhahn ist dem Schotten wohl irgendwie zu popelig, er bevorzugt einen Kasten mit Start- und Stoppknopf sowie Knöpfen und Rädchen zum Regulieren des Wasserdrucks und der Temperatur. Dieser Schnickschnack ist eigentlich überflüssig, weil der Kasten ohnehin völlig autonom entscheidet, welches die angemessene Duschtemperatur ist. Der Start- und Stopp-Knopf allerdings ist aus naheliegenden Gründen relativ praktisch, weshalb es recht ärgerlich war, als er vor einigen Wochen kaputt gegangen ist und man ihn während des gesamten Duschvergnügens gedrückt halten musste (wodurch man sämtlichen Temperaturschwankungen des Wasserstrahls hilflos ausgeliefert war). Die einzige Steigerung dieser inconvenience trat jedoch vor etwa einer Woche ein, als der dämliche Kasten beschlossen hat, die Start-Funktion wieder zu übernehmen, die Stopp-Funktion jedoch einzustellen (und dabei ist es ein und derselbe Knopf…). Der Duschvorgang hat also jedes mal so geendet, dass wir (eine mittlere Überschwemmung verursachend) wie wild auf den Kasten eingeprügelt haben, um den Wasserstrom abzustellen. Hinterlistigerweise hat das Biest von Dusche dann gelegentlich nach einer zehnminütigen Pause, in der du dich in Sicherheit gewogen hast, beschlossen, von neuem loszuduschen. Aaaargh!


Jedenfalls hat Johnny heute eine neue „Shower“ installiert und uns dabei lächelnd erklärt, wir könnten froh sein, dass der wassergetränkte 240 Volt-Kasten uns keine „Power-Dusche“ beschert hat ;) Wir genießen also jetzt wieder ein völlig entspanntes Duschvergnügen mit einem Startknopf, der nicht manuell gedrückt bleiben muss und einem Duschkopf, der in der Halterung bleibt (--> haben also wieder beide Hände frei:)); die Temperatur wird nach unserem eigenen Ermessen eingestellt,

UND wir erfreuen uns des völlig überflüssigen Luxus einer direkt unter dem Duschkopf angebrachten Seifenschale… ich vermute, der Designer duscht nicht so oft?

Ich hoffe, ihr bleibt von Eigenleben entwickelnden Haushaltsgeräten verschont und sende frisch geduschte Grüße von der Insel ins Universum – bleibt sauber:)

Mittwoch, 7. November 2007

miss communication

Auch wenn in einigen meiner Kurse zu meinem Missfallen mehr Erasmus Studenten als Locals sitzen, und das mein Sprachvermögen nicht unbedingt steigert, hab ich doch den Eindruck, dass ich immer mehr in die Sprache rein komm und sogar echte Glaswegians „a wee bit“ besser versteh als noch vor ein paar Wochen. Lediglich das Einsteigen in den Bus verursacht bei mir regelmäßig eine kleine Adrenalinausschüttung, weil es mir ein Ding der Unmöglichkeit ist, dem Busfahrer mein Fahrtziel verständlich mitzuteilen. Wenn ich gut gelaunt bin versuche ich mehrmals mit in die Länge gezogenen Vokalen und einer Menge Gesichtsakrobatik dem Fahrer den Namen der Straße ins Ohr zu brüllen – bei schlechter Laune werfe ich einfach nach Gutdünken einen Betrag in den Apparat und schau dem Fahrer lächelnd in die Augen, damit er nicht nachsieht, was ich da eigentlich rein geworfen hab. Einmal hat sogar ein Fahrer die Tür seiner Kabine geöffnet und sich zu mir raus gelehnt in dem Bemühen, dieses sich merkwürdig artikulierende, wild fuchtelnde und dämlich grinsende Wesen (also mich) zu verstehen – zur Erheiterung der restlichen Busbesatzung, versteht sich. Als ich letztens ganz betrübt einem Glaswegian von diesem ständig wiederkehrenden Gefühl des Scheiterns erzählt hab, meinte der nur lachend, phonetische Höchstleistungen meinerseits seien vergebene Liebesmüh, die Busfahrer seien ohnehin alle aus Polen. Gut zu wissen, dann muss ich nämlich zukünftig auch nicht mehr darüber rätseln, welche Einflüsse und vowel-shifts aus dem Gälischen oder Scots zu der sonderbaren Aussprache der Straßennamen geführt haben…:D

Samstag, 3. November 2007

backstreet boys

Schottland ist ein unglaublich facettenreiches Land, und wie in jeder Kultur treffen damit auch unzählige (scheinbare?) Gegensätze aufeinander. Da sind die Highlander, die mit den Lowlandern nicht ganz grün sind, da ist die ständige Konkurrenz zwischen Glasgow und Edingburgh, in Glasgow trauen sich Schotten und Iren gegenseitig nicht über den Weg, je nach Konfession muss man die Celtics oder Rangers toll finden, und nicht zu vergessen ist die alles entscheidende Frage, ob nun Football oder Rugby die bejubelnswertere Sportart ist. Unsere Gesellschaft suggeriert uns dabei immer, man müsse sich entscheiden, müsse Stellung beziehen. Solche Stereotype bekommt man irgendwie völlig unbewusst eingeimpft, und ohne es wirklich zu durchdenken, hat man plötzlich zu allem eine Meinung.

Umso schöner ist es, wenn man in seiner Engstirnigkeit und Ignoranz von Zeit zu Zeit ganz unverhofft von bolzenden Jungs auf dem Hinterhof eine Lektion lernt, wie es eigentlich auch geht… after all, are we really that different?

Freitag, 2. November 2007

nachtrag

Ich freue mich, euch mitteilen zu können, dass meine Fähigkeiten als Küchen- und Haushaltsperle sich täglich improven. Nicht nur, dass ich mit meiner Mitbewohnerin einen echten Glücksgriff gemacht habe (die zaubert die weltbesten Saucen, ganz ehrlich!), mein University-Guide hat mir auch den alles entscheidenden Tipp für den Feinschliff meiner Küchen-Tätigkeiten gegeben:

"Buying a good cookery book is essential. So is having a cup of tea while you cook."

…eben! Diese ganzen Apéritives werden völlig überbewertet…