Samstag, 29. September 2007

schottenberockte schotten die rocken



An dieser Stelle wird es Zeit für ein Bekenntnis: Ich hatte in meiner stereotypen Vorurteilsbefangenheit immer geglaubt, dass es mit den Schotten und ihren Kilts und Dudelsäcken in etwa so ist wie mit den Deutschen und den Lederhosen: Man sieht sie in einem kleinen unbedeutenden Teil der Bundesrepublik (also in dem mir benachbarten Freistaat) zu kommerziellen Zwecken oder zu tagelangem Dahinvegetieren in übervollen Zelten. Weit gefehlt! Die Schotten rocken hier tatsächlich nicht selten in ihren Schottenröcken durch die Gegend, was dann in etwa so aussieht:


Donnerstag, 27. September 2007

homo faber

Es ist eine Sache, durch die Schlafgewohnheiten seiner Mitmenschen vom Schlafen abgehalten zu werden, wobei ich da nach 5 Jahren Internat einigermaßen abgehärtet bin. Aber wenn es so weit ist, dass man sich im 20 Minuten Takt selbst aus dem Schlaf reißt, weil man sich umdreht und dadurch ein unfassbar lautes Ächzen und Quietschen verursacht, ist das schon sehr Nerven zehrend. Das wirklich beschämende daran ist, dass ich diese nächtlichen Quietsch-Konzerte schon längst hätte beenden können wenn ich ein wenig früher auf die Idee gekommen wäre, das Bett mal auf mögliche Ursachen der Lärmbelästigung zu untersuchen um dabei festzustellen, dass keine einzige(!) Schraube am ganzen Bett fest gezogen war… Siehe da, seither wackelt das Gestell auch gar nicht mehr so:-)

Eigentlich hatte ich mich bisher gar nicht für soo technisch unbegabt gehalten, aber diese Geschichte nimmt irgendwie allen früheren Triumphen im handwerklichen Bereicht den Glanz… shame on me!

Montag, 24. September 2007

how to survive in the kitchen

Nachdem ich seit mehr als vier Wochen im Lande der luftigen Beinbekleidung bin, dessen Nationalgericht ein mit allerlei Abartigkeiten gefüllter Schafsmagen ist (von dessen Gaumenfreude ich mich aus euch hinreichend bekannten Gründen nicht im Selbstversuch überzeugen werde), bin ich heute sehr froh, in meinem oben schon erwähnten 200seitigen Überlebenshandbuch der Uni auf einige hilfreiche Hinweise zur Sicherung der Grundversorgung des vom Feiern und Studieren gequälten Studenten gestoßen zu sein:

Zunächst wird dem “Fresher” in einem Crashkurs näher gebracht, was eigentlich Food an sich ist – wo man es kauft (Schleichwerbung!), welche verschiedenen Lebensmittelkategorien es gibt (meat, fish, bread, cereals, potatos, fruit, vegetables, milk and dairy food), was jeweils dazu gehört, und dass in diesen Dingen (surprise!) Vitamine stecken. Dabei der Hinweis (unter dem Bild einer fett-triefenden Quattro Formaggi Pizza):

“Although it’s convenient, getting takeout is not the cornerstone of a healthy and nutritious diet.”

Wie um Himmels Willen erlangt man hier eigentlich seinen Hochschulzugang? Okay, die „Abiturienten“ sind ne Ecke jünger als wir, aber womit werden die denn 12 Jahre lang in der Ganztagesschule unterhalten?! Um den soeben aus dem heimatlichen Nest gefallenen und flügge gewordenen Fresher auf ein Leben als Selbstversorger vorzubereiten, geht es folgendermaßen weiter:

“Learning to cook for yourself and others can be one of the most enjoyable things you do at university. It’s satisfying, relaxing, healthy and cheap. (…) Buying yourself a couple of decent cookery books will be well worth the investment but to get you started we’ve included a few simple recipes.”

Es folgen auf drei Seiten akribische Zubereitungsanweisungen für eine Bolognese Sauce, eine White Sauce und ein Roast Dinner. Damit der geneigte Fresher, der soeben in die großen Geheimnisse der Haute Cuisine eingeführt wurde, seine neu gewonnen Erkenntnisse anwenden kann, wird er jetzt noch mit dem nötigen Handwerkszeug vertraut gemacht. Die Empfehlung lautet:

“Equipment: (…) getting a few essentials will make things a bit easier. Get the heaviest bottomed pans you can get for general use – you’ll find you burn a lot less food. A small frying pan, eggcups, baking sheet and roasting tin are always useful. Three sharp knives are all you really need – a small chopping knife, a large chopping knife, and a serrated knife. (…) There’s no end of useless kitchen utensils out there and you certainly don’t need all of them. Will you ever use a spaghetti spoon? Get some wooden spoons, a spatula, a fish slice, tongs, a potato masher, a garlic press and a vegetable peeler. It’s all you really need.”

Ich weiß nicht, wer sich letztes Jahr die ARD Produktion „Die Bräuteschule von 1958“ reingezogen hat, aber wer seither im hauswirtschaftlichen Bereich noch irgendwelche Defizite aufweist, dem lasse ich bei Gelegenheit gern ein Exemplar meines „University(!) Guide“ zukommen!

Sonntag, 23. September 2007

freshers' week part II


Nicht zuletzt erwähnenswert bei meinem Eroberungsfeldzug der University of Glasgow sind natürlich die Studenten Unions und Clubs und Societies, die sich in den vergangenen Tagen der Freshers’ Week gewissermaßen gebattelt haben, die Internationals und Freshers zu einer Mitgliedschaft zu bewegen (welche kostenlos ist). Will heißen, es gab verschiedene Wein- und Käse-Verköstigungen, Salsa-Kurse, Ceilidh Tanzabende, Konzerte, Sportwettbewerbe undundund (freier Eintritt mit Freshers’ Pass und freie Getränke, versteht sich). Im Falle, dass man länger als fünf Minuten Schlange stehen muss (wie inconvenient=)), um durch die Security zu kommen, wird man mit allerlei Süßkram und den obligatorischen Chips (also Crisps) verköstigt… Da mir persönlich diese Rundumversorgung und das 24-Stunden-Unterhaltungsprogramm ein bisschen zu viel des guten war, hab ich es vorgezogen, mich aus dem „Ich-heiße-wohne-esse-gern-komm-lass-uns-Freunde-sein“ ein bisschen raus zu halten und werd mich im Laufe der nächsten Wochen der Reihe nach in die zig Bars und Clubs auf dem Campus begeben – bis dahin bin ich aber auch mit dem, äh, kulturellen Abendprogramm jenseits der Uni äußerst zufrieden…

Freitag, 21. September 2007

freshers' week part I

Nachdem ich nach diversen Meetings mit mehreren liebenswürdigen Menschen, die aufrichtig darum besorgt sind, dass ich die richtigen Kurse belege, mich endlich einschreiben konnte, habe ich inzwischen endlich Zugang zur Library. Selbige ist ein riesiger Komplex und unterscheidet sich im Wesentlichen kaum von einer anderen Universitätsbibliothek. Bis auf die Tatsache, dass ich mich beim Betreten etwas hilflos nach Schließfächern umgesehen hab, woraufhin die Pförtnerin mir mehrmals versichert hat, ich dürfe gerne Jacke, Rucksack, und alles, was frau noch so mit sich durch die Gegend trägt, mitnehmen: "We trust you"! An dieser Stelle geht mein aufrichtiges Mitgefühl an alle, die tagtäglich durch die endlosen Gänge der Tübinger Bibliotheken wandeln, packesel-mäßig beladen, mit von Handy und Geldbeutel und Schlüssel und Labello undundund ausgebeulten Hosentaschen, dem Laptop und dem Ordner und drei Büchern auf dem Arm und in der ständigen Angst lebend, im nächsten Augenblick den geliebten Computer mitsamt dem soeben darauf fertig gestellten Essay fallen zu lassen… Anyway, damit auch ihr was zu lachen habt, hier ein Auszug aus meinem „Guide", einem 200seitigen Handbuch zum (Über)leben an der Uni. Bei der Lektüre hatte ich zunächst das Gefühl, es mit auf 200 Seiten geballtem britischen Humor zu tun zu haben, mittlerweile musste ich aber entsetzt feststellen, dass diese (und unzählige andere) Hinweise wohl ernst gemeint sind:

"… Unfortunately if you want anything more substantial during a long stay at the library you’ll have to head out to get something to eat either in Great Western Road or in Byres Road. If you do leave the Library then remember that you have to go back, although it will doubtless be very sunny and your friends will be sitting in the park. Just because your bag and books are in the Library it doesn’t mean that you’re doing work, …".

Na, ist euch jetzt klar geworden, wie genau eine Library funktioniert? Lesen müsst ihr selber! Und um auch den letzten Zweifelnden von den Vorzügen einer Bibliothek zu überzeugen schreibt J. Evans, Literatur(!) Student:

"I really wish I’d started to use the library earlier, it’s a great resource and I think I missed out by not using it enough during my first years."

In diesem Sinne: Gehet hin, ihr Studierenden, und machet euch die Bücher untertan. Nützet die schier unendlichen Massen geschriebenen und gedruckten Wortes – und wenn der kleine Hunger kommt, schnappt euch xxx :-)

Donnerstag, 20. September 2007

internetlos

Entgegen diverser Befürchtungen bin ich nicht verschollen, sondern nur abgeschnitten von der Außenwelt bzw den Vorzügen des modernen Kommunikationszeitalters. Will heißen, ich hab keinen Internetzugang zu Hause, und da die Uni noch nicht angefangen hat, bin ich bislang von Pub zu Pub gepilgert und hab deren Netzwerke angezapft. Letzte Woche hatte ich sechs Tage lang Welcome Programme an der Uni, ein Veranstaltungsmarathon für alle Internationals, bei dem man mit allen erdenklichen Informationen, sowie Kulturellen und Kulinarischen Hochgenüssen gefüttert wird. Das Leben auf dem Campus unterscheidet sich massiv von einer durchschnittlichen, nicht elitären deutschen Universität mit passablem Ruf: Für jedes erdenkliche Anliegen gibt es hier Offices, deren unfassbar freundliche Mitarbeiter „delighted“ sind, dir zu Diensten zu sein. Das geht bis hin zu einem hauseigenen Health Service. Um sicher zu stellen, dass der geneigte Austauschstudent, der so überaus freundlich war, Glasgow als Zieluniversität auszuwählen (also ich), nicht beginnt sich zu langweilen angesichts der Informationsflut über Gratis-Dienstleistungen und Gelegenheiten, Land und Kultur besser kennen zu lernen, wird er in regelmäßigen Abständen mit Erfrischungen und Snacks bei Laune gehalten, sowie Sightseeing-Busfahrten, Bunten Abenden, Ganztagesausflügen,… Alles in allem, falls unsere Kultusminister sich immer noch fragen, wie sie am besten unsere Studiengebühren anlegen können, ich hätte da inzwischen ein, zwei Vorschläge!

Montag, 3. September 2007

"all purpose" reiniger


Uff, geschafft! Nach zwei Tagen Einsatz meldet sich das kleine Putzteufelchen zurück unter den Lebenden. Am Samstagabend, nach einer schier unendlichen Schlüsseljagd und diversen Verständigungsproblemen (Deutsch-Englisch-Schottisch-Hindi), konnten Ca und ich unsere neue Wohnung beziehen – bepackt mit Bettwäsche, Handtüchern, Putzmittel und allerlei anderem Kram. Glücklicherweise war’s da schon nicht mehr so hell, sodass wir das tatsächliche Ausmaß des Drecks und Gerümpels nicht sofort realisiert haben. Am ersten Abend waren wir mit Saugen und Schlafzimmer-Möbel säubern beschäftigt, und haben uns dann gegen unsere Küche und für „Subway“ entschieden. Am Sonntagmorgen allerdings kam dann das böse Erwachen. Die Details werde ich dem Leserkreis ersparen – könnte ja sein, dass ihr gerade am Essen seid. Nur soviel: Insgesamt haben wir eine Flasche „All-Pupose“ Reiniger, eine dreiviertel Flasche Scheuermilch, 10 Spülschwämme, mehrere Schwammtücher, und eine Flasche Desinfektionsmittel gebraucht. Ja, genau. Prost Mahlzeit=) Und dabei haben wir das lebende Geschirr noch nicht mal versucht in einen akzeptablen Zustand zurückzuversetzen. Nachdem wir dann heute neues Geschirr gekauft und uns mit einem Grundvorrat an Lebensmitteln versorgt haben, gibt es heute das erste selbst gekochte Essen, dass nicht aus Burger + x besteht – das ist nämlich Grundnahrungsmittel No 1 für den Briten. Hier bekommt man sogar beim Italiener Burger und Sandwiches. Naja, wenn man sich so im Supermarkt umschaut, braucht man auch nicht lange zu überlegen, woher wohl die höchste Übergewichtsrate Europas kommt: Die Lebensmittel kriegen einfach den Aufdruck „healthy choice“ oder „less fat“, und schon scheint das Gewissen beruhigt zu sein, aber was genau an der choice healthy ist oder was das tertium comparationis zu „less“ ist, darüber wird die Zielgruppe im Dunkeln gelassen. Freut euch also, ihr Daheimgebliebenen, über all das Gemüse um euch herum:).